Arne Obert (2013)

Arne Obert (2013) – dies ist ein etwas „anderer Reisebericht“, da er als GFS (Gleichwertige Feststellung von Schülerleistungen) über über das Kinderheim „Puente de Amistad“ für das Fach Pädagogik der Klasse 11der GHSE in Emmendingen erstellt wurde. Es ist hier nur ein Teil der GFS abgedruc kt

1. Vorwort

Anfang Februar dieses Jahres befand ich mich in Nicaragua, Mittelamerika, in einem der ärmsten Länder dieser Welt, um Erfahrungen in einem Kinderheim zu machen, dort zwei Wochen zu leben und etwas von der fremden Kultur mitzunehmen. Dies ist die schriftliche Ausarbeitung von zwei Wochen Beobachtung, Gesprächen und Mitarbeit. Alle Informationen aus dem folgenden Text sind von mir alleine durch die oben angedeuteten Gespräche und Beobachtungen in Erfahrung gebracht worden und ich habe alle anderen zusätzlichen Quellen gekennzeichnet.

2. Einleitung

Auf den  nächsten Seiten wird das Kinderheim „Puente de Amistad“ in der Nähe von Managua, Nicaragua genau beleuchtet. Es werden die Umstände beschrieben, es wird aufgezeigt, wie der geldgebende Verein arbeitet und Informationen von dem dortigen Leben übermittelt. Zudem wird die Information in einem der ärmsten Länder der Welt dargestellt.

3. Über Nicaragua

Nicaragua, eines der ärmsten Länder der Erde, liegt in Mittel/Zentralamerika, südlich von Honduras und nördlich von Costa Rica sowie im Westen am Pazifik und im Osten an die Karibik. Der derzeitige Präsident ist Daniel Ortega, der Partei Frente Sandinista Liberación Nacional. Auf einer Landesfläche von ca 130000km² leben fast 6000000 Menschen, davon die meisten in großer Armut. Das Bruttoinlandsprodukt liegt bei fast 8000000 US$, im Vergleich dazu das deutsche, das sich bei 3.6 Billion US$ befindet und weiter steigt. Die Währung Nicaraguas ist der Cordoba. Die Hauptstadt des Landes, Managua, hat ungefähr eine Million Einwohner, wobei die Zahlen nicht bestätigt werden können, da die Infrastruktur des Landes in Verwaltungsarbeit zu gering ist. Nicaragua ist auf dem Humand Development Index (HDI) auf Platz 129, und damit im unteren Drittel der Welt.

4. Das Kinderheim Puente de Amistad

Die Gebäude

Das Kinderheim Puente de Amistad in Managua besteht aus mehreren kleinen Gebäuden auf einem großen Grundstück. Es gibt:

1. Das Wächterhaus

2. Die Bibliothek

3. Das große Haus

4. Die Küche mit überdachtem Essbereich

5. Die Waschküche

6. Das mittelgroße Haus

7. Das kleine Haus

8. Die Grundschule (abgegrenzt vom Heim, etwas weiter entfernt)

9. Die Kirche

10. Der Garten (auch Finca genannt)

Siehe Anhang! Bilder sind mit den Nummern von oben gekennzeichnet.

Die Gebäude sind alle einstöckig gebaut, da Nicaragua ein Erdbebengebiet ist. Nicaragua liegt zwischen der Cocosplatte und der Karibischen Platte und ist damit in einem tektonischen Krisengebiet. 

zu 1. Das Wächterhaus 

Im Wächterhaus, auch Caseta (kleines Haus) genannt, schläft der diensthabende Nachtwächter. Das Haus ist geschätzte 3m² groß. Das Heim hatte zu dem Zeitpunkt meines Besuches drei Nachtwächter, die immer einzeln Dienst hatten. Zudem hat ein weiterer Wächter die Aufsicht für die Grundschule (8). Vor geraumer Zeit besaßen die Nachtwächter des Heimes noch eine kleinkalibrige Schusswaffe, die jedoch nach dem Durchfall bei einem psychologischem Gutachten von einem der Wächter abgenommen, sodass nur der Wächter der Grundschule im Besitz einer Waffe ist.  

zu 2. Die Bibliothek

Die Bibliothek ist ein kleines separates Haus mit drei Regalen mit Büchern und 4 Computern, bei denen einer per Internetstick online verbunden ist, um Emails zu schreiben oder den großen Jugendlichen den Zugang zu Facebook oder YouTube zu gewähren. Zudem werden in der Bibliothek Besprechungen der Betreuer durchgeführt. Den Jugendlichen wird ein Informatikunterricht angeboten, bei dem ihnen die Gefahren im Netz deutlich gemacht werden und für uns alltägliche Dinge wie Microsoft Word gelehrt werden.

zu3. Das große Haus

Das große Haus befindet sich neben der Bibliothek. In dem Haus selber finden drei verschiedene Gruppierungen von Kindern Platz:

– Die großen Mädchen, also 14-17 Jahre alt. Von ihnen leben elf im Heim.

– Drei mittelalte Mädchen, Alter 7-12 Jahre alt. 

– Fünf Kleinkinder im Alter von 8 Monaten bis 6 Jahren

Im Haus selber gibt es einen großen Schlafraum für die kleinen Kinder, drei Schlafräume für vier Personen, zwei Duschen, 2 WCs und einen Abstellraum, in dem gespendete Kleider, Zahnbürsten, Schuhe, etc. gelagert werden. Zusätzlich gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Couch und einem Fernseher. Nach 22:00 Uhr abends werden Gitter, die als Türen dienen von innen verschlossen damit niemand, auch nicht die Nachtwächter, hereinkommen können. Die Angst vor sexuellen Übergriffen, vor allem gegenüber den Mädchen, ist groß in einem Land, in dem die Geschlechterrolle nicht aufgeklärt ist und in dem häusliche Gewalt, vor denen man die Kinder und Jugendlichen schützen will, an der Tagesordnung ist.

zu 4. Die Küche mit überdachtem Essbereich

4.1 Die Küche

Die Küche liegt neben dem überdachtem Essbereich, der neben dem großen Haus liegt.

Die Küche selber ist unspektakulär eingerichtet und wird nicht vollständig benutzt. Meist gibt es „Gallo Pinto“ (gefleckter Hahn) zum Essen. „Gallo Pinto“ ist Reis, der mit Bohnen zusammen angebraten wird und den es morgens, mittags und abends mit verschiedenen Beilagen gibt. Durch die einseitige Ernährung wird beispielsweise der Ofen, der eingebaut wurde, kaum bis nicht genutzt. Das Heim bekommt beispielsweise von der WHO (World Health Organization) Essenslieferungen, die mit Soja angereichtem Reis beinhalten, doch das Soja ist zu reichhaltig, denn diese Hilfen sind für Krisengebiete mit Hunger vorgesehen.Deshalb wird das Soja aussortiert, wird weil die Kinder und Jugendlichen sonst zu dick werden. Im Heim wird täglich eine Art Tee (refresco) zubereitet, der kalt getrunken wird. Gemüse und Fleisch sind ab und zu auch in Bestandteil der Ernährung im Heim, doch ist dies für täglichen Verzehr zu teuer.

4.2 Der Essbereich

Der Essbereich ist ein überdachter, aber ohne Wände gebauter Bereich, in dem vier Tische stehen. 

zu 5. Die Waschküche

Die Waschküche liegt hinter der Küche und es befinden sich drei Waschmaschinen und einige Becken, um die Wäsche per Hand zu waschen. Hinter der Waschküche befindet sich ein überdachter Gang zu den zwei anderen Häusern, an dem Wäscheleinen hängen, um Kleider trocknen zu lassen.

zu 6. Das mittelgroße Haus mit Anbau

In dem mittelgroßem Haus leben vier Jungs im Alter von 7-12 Jahren. Das Haus ist in drei große Räume unterteilt, in einen Schlafraum der Jungs mit Betreuerin, ein Bad und einen Raum für Praktikanten oder anderem Besuch, wobei dieser Teilbereich ein eigenes Bad hat. Zudem befinden sich ein Fernseher und Schaukelstühle im Raum. 

zu 7. Das kleine Haus

Das kleine Haus befindet sich am anderen Ende der Anlage und beherbergt 7 Jugendlich im Alter von 13-17 Jahren. Die Jungs haben zwei Zimmer mit jeweils vier Schlafplätzen und ein Bad mit Toilette und Dusche. In diesem Haus befindet sich auch ein Fernseher mit Sitzecke.

zu 8. Die Grundschule

Die Grundschule befindet sich ca. 200m vom eigentliche Heim entfernt. In diese Schule, die wie  auch von der „Freundschaftsbrücke Nicaragua“ mitfinanziert wird, gehen Kinder aus dem Heim sowie aus dem ganzen Dorf und aus der näheren Umgebung.

zu 9. Die Kirche

Neben dem Kinderheim steht die hauseigene Kirche, in der 3-4 mal in der Woche Predigt vom Pfarrer gehalten wird. Die Zeremonien selber laufen im Kontrast zu unserer Kirche ab. Beispielsweise beginnt die Kirche nicht mit Orgel und Gesang, sondern der Einstieg wird von der Band einiger Jugendlichen gemacht, denen der Musiklehrer die Instrumente beibringt.

zu 10. Der Garten (span.  finca)

Der Garten befindet sich hinter der Kirche und beherbergt von Ananas bis zu  Kokosnüssen alle möglichen Südfrüchte. Zudem hausten zwei Pferde und ein Schwein im Garten des Heims, doch die Pferde mussten abgeschafft werden. 

5. Die Mitarbeiter des Heimes Puente de Amistad und heimbasierter Unterricht

Jede der folgenden Gruppen hat einen Erzieher:

o Die kleinen Mädchen (7-12)

o Die großen Mädchen (13-17)

o Die kleinen Jungs (7-12)

o Die großen Jungs (13-18)

Die Kleinkinder haben zwei ihnen zugeteilte Betreuerinnen, bei denen eine auch im Heim wohnt. 

Die drei Köchinnen haben immer in Dreitagesschritten den Dienstwechsel.

Keine der oben genannten Personen hat eine Ausbildung in diesem speziellen Teilbereich der Arbeit, die sie ausübt. Die meisten Mitarbeiter sind Familienangehörige oder Bewohner des Dorfes aus der Nähe. 

Nachtwächter, die tagsüber Reparatur- oder Gartenarbeit leisten, gibt es drei, die auch ihre Dienste alle zwei Tage tauschen. 

Es arbeiten auch zwei Psychologinnen im Heim, wobei die Ausbildung nicht den deutschen Ansprüchen gerecht wird. Zudem wurde durch Heimjugendliche klar gemacht, dass die Arbeit der Psychologinnen nicht ausreichend ist. 

Ebenso ist eine Pädagogin im Heim.

Das Heim hat auch einen eigenen Busfahrer, der die Kinder bei Bedarf zu ihren Zielen fahren kann. Diese könnten zum einen die Pazifikküste sein oder auch nur für kleinere Ausflüge zu Vulkanen o.Ä. 

Das Heim beschäftigt einen Musiklehrer, der den Jugendlichen regelmäßig Musikunterricht gibt. Er lehrt verschiedene Instrumente wie z.B. Gitarre, Bass, Schlagzeug, Klavier und Geige. Auch gesanglich werden den Teenagern Möglichkeiten offengelassen, sich zu entfalten. Wenn einer der Musizierenden ein großes Talent aufweist, dann gibt es die Möglichkeit, sich für Musikstipendien einzuschreiben und erweiterten Musikunterricht zu erhalten.

Ein Englischlehrer kommt zwei- bis dreimal in der Woche, um den Kindern auch außerhalb der Schule, in der das Englisch kein Pflichtfach ist, die Sprache beizubringen.

Der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch in Mittelamerika zu finden. Dafür wird den Heimkindern und denen, die aus dem Dorf tagsüber vorbeikommen, Landwirtschaftsunterricht angeboten. Man verspricht sich daraus, dass die Kinder, wenn sie mal eine eigenen Familie haben, nicht nur auf den Supermarkt, sondern auch auf den eigenen Garten in Sachen zur Ernährung anbauen können.

Abgesehen vom Gottesdienst in der Kirche müssen die Kinder Bibelunterricht besuchen, denn Religion spielt in Nicaragua eine große Rolle.

6. Unterstützung aus den USA, Schultage und Freizeitaktivitäten

Viele Kinderheime in Nicaragua haben Unterstüzer aus den Vereinigten Staaten, die Geld spenden, Geschenke schicken, Pate eines Kindes werden oder manchmal auch ein Kind adoptieren möchten. Aufgrund dessen werden die Verbindungen zu den Amerikanern gut gehalten und ein bis zwei mal im Jahr besuchen diese das Heim und/oder ihre Patenkinder. Für diesen Anlass ziehen die Kinder ihre Sonntagskleider und machen sich hübsch, um einen guten Eindruck zu machen. Nach einem Konzert in der Kirche, bei dem der Musiklehrer seine Schüler ihr Können zeigen lässt, wird Pizza bestellt und gespeist.

Ein typischer Schultag eines Heimkindes, das nicht in die neben liegende Grundschule geht, sieht folgendermaßen aus:

4:00 Uhr aufstehen

o In Schichten duschen, da immer nur eine Dusche pro Haus da ist

o Frühstücken

o Schuluniformen anziehen

o Laufen zum Bus (ca. 15 Minuten)

o Schule von 7:00 bis ca. 12:30 

o Ankunft im Heim um ca. 14:00 Uhr

o Mittagessen

o Hausaufgaben

o Häusliche Dienste (Putzen etc)

o Je nach Tag noch Musik- oder Englisch- bzw. Computerunterricht, sowie Gottesdienst

o Von Hand Wäsche waschen und Schuluniformen bügeln.

o 17:30-18:00 Uhr Abendessen

o Danach Freizeit und ab 20:00 bis 20:30 ist Schlafenszeit

Je nach finanzieller Lage ist es dem Heim möglich, den Busfahrer und das Benzin zu zahlen, damit die Kinder die Möglichkeit haben, an Wochenenden Ausflüge wahrzunehmen.

7. Beurteilung der Einrichtung und Resumée

Das Kinderheim Puente de Amistad macht die Arbeit, die es erfüllen soll, gut. Die Kinder haben gute hygienische Umstände und auch sonst ein besseres Leben als Kinder aus normalen Familien. Jedoch dürfen mögliche landestypische Probleme wie Korruption und Geldunterschlagung nicht ungenannt bleiben, auch wie die Willkür der Direktorin. 

Die Ausführung dieses Handlungsauftrages war von besonderen Eindrücken und netten Gesprächen geprägt. In Betracht zu ziehen, in dem Heim zu arbeiten ist keine Möglichkeit, da keine Spanischkenntnisse meinerseits gegeben sind. Als Praktikant  ist dies sicher eine große Erfahrung mit einer Kultur und Lebensart die sich sehr von der deutschen unterscheidet.

8. Quellen

www.kozenn.at/144.html

www.freundschaftsbruecke-nicaragua.de/ueber-uns/das-team-in-nicaragua/die-ziele-der-stiftung.html