Rundbrief Februar 2023

Liebe Freundinnen und Freunde der Freundschaftsbrücke,

mancher von Ihnen wird sich gewundert haben, wo unser Rundbrief bleibt, der Sie normalerweise im November vor all den vorweihnachtlichen „Bettelbriefen“ erreicht. Der Grund für die Verzögerung ist, dass in unseren Projekten aktuell so viel geschieht, dass der Inhalt des eben verfassten Textes von der aktuellen Entwicklung schon wieder hätte überholt sein können. – Trotz der anhaltenden Dynamik möchten wir Ihnen einen Zwischenbericht geben, damit Sie wissen, dass wir weiter mit Hochdruck daran arbeiten, dass „unsere“ Kinder in den Familien und Schulen in Nicaragua mit Bildung und Rückhalt aufwachsen können.

Was ist geschehen?

Die finanzielle Lage des Vereins zwingt uns dazu, unsere monatlichen Überweisungen nach Nicaragua wieder einmal zu reduzieren, diesmal drastisch von 14.000 auf 8.000 Dollar. Dies hängt zusammen mit dem Rückgang der Spenden hier bei uns und in Nicaragua selbst. Die Gründe dafür sind vielfältig. Hier mag es bedingt sein durch die wirtschaftliche Unsicherheit in Pandemie- und Kriegszeiten, aber auch durch den demografischen Wandel in unserer Spendergruppe. Dazu kommt der anhaltend ungünstige Dollarkurs, wir müssen fast eins zu eins tauschen. In Nicaragua herrscht leider auch Inflation, wenn auch aus anderen Gründen als hier, was die Preise für
Grundnahrungsmittel und Energie enorm in die Höhe treibt. Dazu ist die Spendenbereitschaft der dort ansässigen Firmen und Institutionen auf Null zurückgegangen, denn die Angst ist groß, von der Regierung mit den unter Generalverdacht stehenden Nichtregierungsorganisationen in Verbindung gebracht zu werden. Jede Zusammenarbeit mit diesen NGOs gilt als ausländisches Agententum.

Alle diese Gründe verursachten ein großes auflaufendes Defizit, aus dem wir uns mit einem Befreiungsschlag lösen mussten: Schweren Herzens haben wir uns dazu durchgerungen, zwei unserer drei Schulen zu schließen. Es sind die Schulen La Esperanza in Managua und Centroamericana in Nagarote. In deren Nähe befinden sich jeweils noch andere – staatliche – Schulen, so dass die Kinder weiterhin eine Schule besuchen können. Das ist uns sehr wichtig.

Carolina Alguera, die Leiterin unserer Partnerorganisation vor Ort, wollte sich mit der Schließung und vor allem mit der Vereinnahmung unserer Schulen durch den Staat nicht kampflos abfinden. So hat sie mit uns eine Frist verhandelt, in der sie versucht, das Gebäude der einen Schule zu verkaufen, um mit dem Erlös den Betrieb der anderen von Schließung bedrohten Schule für wenigstens ein weiteres Jahr zu finanzieren.

Wir sind alle unglücklich über diese Entwicklung, denn in den Aufbau und Betrieb der Schulen flossen viel Herzblut und viele Spendengelder. Allerdings wurden in den vielen Jahren auch etliche hundert Kinder dort ausgebildet und mit Liebe und Engagement in einen Beruf oder ein Studium begleitet. Das zum Trost!

Aktuell ist der Stand so, dass die Schule Martin Luther King beim ehemaligen Heim, die mittlerweile auch einen Oberschule beherbergt, ohne Einschränkungen weiterbetrieben wird. Diese schließen zu müssen, wäre besonders bitter, denn es gibt in der Nähe im Canyon keine andere. Die kleinste Schule La Esperanza in Managua wurde bereits zum Schuljahresende im Dezember 2022 geschlossen. In Nagarote ist das Schuljahr im Januar 2023 angelaufen. Eltern, Schüler und Lehrer sind informiert über die Unsicherheit, ob es in dieser Form fortgeführt werden kann. Carolinas aktueller Wissenstand besagt, dass der Staat diese Schule wohl übernehmen würde,
wenn wir sie nicht weiterbetreiben könnten. Ein Großteil der Lehrer äußert zwar, nicht für den Staat, der seine Bevölkerung weiterhin stark unterdrückt und drangsaliert, arbeiten zu wollen. Wie sie sich in der Praxis entscheiden werden, wenn es um den Arbeitsplatz geht, steht dahin.

Insgesamt handelt es sich für alle Beteiligten um eine höchst nervenzehrende Situation. Wir würden alle drei Schulen natürlich am liebsten unverändert weiterbetreiben, was aber bedeuten könnte, alle Projekte spätestens zum Jahresende 2023 aufgeben zu müssen. Das möchten wir, wenn irgend möglich, vermeiden. An was wir unbedingt festhalten wollen, ist das Familienhilfsprogramm, in dem 60 sehr armen Familien ermöglicht wird, ihre Kinder weiter in die Schule anstatt zum Arbeiten auf die Straße zu schicken. Es funktioniert sehr gut, die Familien kooperieren hervorragend und die Kinder sind zum allergrößten Teil eifrige Schüler und sich ihres Privilegs wohl bewusst.

Eine Freude ist für uns, dass viele treue langjährige Unterstützer nach wie vor für die Projekte spenden. Und etliche neu hinzugekommene Spender bedenken uns anlässlich verschiedenster privater Anlässe und Feiern, indem sie zum Spenden anstatt Schenken aufrufen. Zum Jahresende erreichten uns einige sehr erfreuliche Spenden, über die wir sehr glücklich sind und für die wir uns ganz herzlich bedanken!

Froh stimmt uns auch, dass einige Veranstaltungen, die uns Geld einbringen, wieder stattfinden konnten, so zum Beispiel der Spendenlauf der Realschule Neureut in Karlsruhe, die Flohmärkte in Haslach, um nur zwei Beispiele zu nennen. Danke an alle!

Wir bitten Sie auch dieses Mal wieder, unsere Arbeit in Nicaragua weiter zu unterstützen. Gerade in dieser ökonomisch und politischen schwierigen Zeit ist es besonders nötig! Die Organisation dort tut ihr Bestes, alle widrigen und in unseren Augen völlig unsinnigen staatlichen Bedingungen für einen reibungslosen Betrieb zu erfüllen. Von dieser Seite gibt es zurzeit tatsächliche keine Hindernisse. Deshalb unsere Bitte: Erwägen Sie eine Dauerspende, falls Sie noch keine leisten.
Auch kleine Beträge geben uns Planungssicherheit.
Bleiben Sie uns treu!

Mit herzlichem Gruß

Waltraud Klein-Hanagarth und Barbara Onahor