Rundbrief Juni 2017

Liebe Freundinnen und Freunde,

Immer zum Monatsende, insbesondere in den Sommermonaten, ereilt uns die Sorge, die Überweisung an unsere Partner in Nicaragua nicht rechtzeitig und vollständig tätigen zu können. Diese große Sorge könnte minimiert werden, wenn wir mehr Dauerspender und damit mehr Planungssicherheit hätten. Wir fragten einige unserer langjährigen Dauerspender, warum sie uns als Dauerspender unterstützen. Hier einige Antworten:

Ingrid Sch.

Ich spende regelmäßig für das Projekt Freundschaftsbrücke Nicaragua, weil ich sicher sein kann, dass mein Geld dort ankommt, wo es gebraucht wird.

Christel W.

Ich unterstütze die Freundschaftsbrücke weil

– ich es faszinierend finde, was zwei Frauen aufgrund ihrer festen Glaubensüberzeugung in Gang gebracht haben – hier und in Nicaragua

– weil ich an einer Stelle nicht nur Geld spenden, sondern mich informieren will und kann, was das Geld bewirkt: Bildung und Hoffnung für rund 700 Kinder, die aus ärmlichsten Verhältnissen stammen

– und weil ich selbst Freundschaft erfahre in dem kleinen Kreis der Verantwortlichen hier und durch die Mitarbeitenden in Nicaragua, die ich bei Besuchen kennengelernt habe.

Gisela B.

Ich spende für Nicaragua, weil die Menschen dort sehr sehr arm sind. Bei einem Besuch habe ich mich selbst davon überzeugt, dass das gespendete Geld dringend gebraucht wird und sinnvolle Projekte damit finanziert werden. Es werden sehr arme Familien unterstützt, ein Waisenhaus und einige Schulen unterhalten.

Warum zitieren wir aus diesen Antworten? Wir hoffen, der eine oder andere Leser dieses Rundbriefes wird motiviert, auch einen Dauerauftrag einzurichten. Wir sind natürlich sehr dankbar über die vielen einmaligen oder unregelmäßigen Spenden, aber wir möchten Sie ermutigen, sich zu überlegen, ob Sie uns nicht dauerhaft unterstützen wollen. Unsere derzeitigen Dauerspender spenden zwischen 5 und 400 Euro monatlich – auch kleine Summen helfen uns.

In diesem Zusammenhang sei auch nochmal auf die Christel und Hans Dieter Wolfinger-Stiftung hingewiesen. Diese Stiftung wurde zu unseren Gunsten ins Leben gerufen und wir kommen in den Genuss der Zinsen, derzeit immerhin 2-3% im Jahr. Auch hier können Sie sich engagieren in Form von Zustiftungen. Selbstverständlich bekommen Sie auch dafür Zuwendungsbestätigungen fürs Finanzamt.

IBAN: DE62 6665 0085 0008 9223 06, BIC PZHSDE66XXX Sparkasse Pforzheim Calw

Wie Sie wissen, überweisen wir monatlich für unsere Projekte; da wir auch viele Gehälter bezahlen müssen, z.B. für die Lehrer/innen und Erzieher/innen, ist es wichtig, dass die Spenden verlässlich kommen. Vor etwa eineinhalb Jahren mussten wir unsere monatliche Spendensumme von 18 000 auf nur 10 000 Dollar reduzieren. Durch ein Zusammenspiel von ungünstigerem Dollar-Kurs, der Situation nach der Ankunft vieler Flüchtlinge und einem Generationenwechsel unter unseren Spendern kam einfach nicht mehr zusammen. Unsere nicaraguanischen Partner und wir hatten großes Glück, da zwei Organisationen aus USA einen Teil der Summe aufgefangen haben. Dennoch sind die Mittel immer sehr knapp und Carolina berichtet in einem ihrer letzten monatlichen Briefe:

Wir unsererseits suchen weiter nach neuen Spendern. Wir sind mit dem Beitrag zur Sozialversicherung (für die Lehrer und Angestellten der Projekte, A.d.Ü.) einen Monat hinten dran, und das bringt uns einen Geldbuße ein, aber wir sind sicher, dass Gott Herzen berühren wird und es uns gelingt, alles zu bezahlen.

Zum Glück gibt es auch viel Erfreuliches zu berichten.

In unserer Schule La Esperanza konnten wir mit der Unterstützung der SEZ (Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg) und der Partnerschaftsbörse Dritte Welt, Karlsruhe eine weitere Toilette und zwei dringend benötigte Räume anbauen. Die beiden Räume dienen als Bibliothek und Computerraum. So kann die Direktorin Sandra Tórrez endlich wieder ihren Schreibtisch aus dem Klassenzimmer der Erstklässler in ihr eigenes kleines Büro stellen, das seither als Bibliothek gedient hatte. Der Anbau ist ein großer

Fortschritt für die Schüler, die nun in einer angemessenen Atmosphäre arbeiten und lernen können! Wir sind sehr dankbar, dass dies alles auch mit Ihrer Mithilfe realisiert werden konnte, denn der Verein musste einen Eigenanteil aus eigenen Spendenmitteln beisteuern.

In diesem Rundbrief wollen wir Gustav Krebs erzählen lassen, der als Praktikant 3 Monate in unserem Kinderheim verbracht hat. Er schreibt in seinem Bericht

Am 5.12. 2016, spät abends kam ich in Nicaragua an, wurde am Flughafen abgeholt und in mein Zimmer im Waisenhaus („Hogar“) gebracht. Schon auf dem Weg konnte ich erahnen, wie anders hier alles aussieht. Mein Zimmer im Haus mit den kleinsten Kindern war aber sehr schön und groß.

Am nächsten Morgen wurde ich, wie ab jetzt jeden Tag, von den Kindern früh morgens vor der Tür geweckt, die alle große Augen machten und sehr neugierig waren, als ich zum ersten Mal aus meinem Zimmer rausging. Da mein Spanisch zu dem Zeitpunkt noch nicht so gut war, konnte ich leider nur wenige der vielen Fragen beantworten. Nach einem ersten guten Frühstück wurde ich zur Heimleiterin Cinthya geführt, die mir ein bisschen erzählte und fragte, was ich gerne während meiner Zeit hier machen wolle. Zu der Zeit war das Problem, dass ich noch nicht wusste, was möglich war, so dass ich, auch wegen meines Spanisch, wenig sagen konnte.

In den ersten drei Wochen fand ich immer besser in das Leben im Hogar hinein. Das war gar nicht so einfach, da ich alles erfragen musste und mir keine allgemeine Einführung gegeben wurde: Von den Tagesabläufen, wann es die drei Mahlzeiten gibt, warum nicht alle zusammen, sondern Mädchen und Jungs getrennt essen, wann feste Aktivitäten sind, wann der Gottesdienst in der Kirche oder der Englisch-

unterricht ist, wann Freizeit ist und wann gearbeitet werden muss und wie ich in all

das reinpassen und vielleicht helfen kann. …… In den ersten Wochen haben wir immer wieder mit den „niños“ (bis 12 Jährige) gebastelt und gemalt oder mit den älteren Mädchen, den „niñas“ , Spiele hergestelltund gespielt. Highlights waren auch die den ganzen Dezember über stattfindenden „Actividades“, bei denen meistens kirchliche US-Organisationen kamen mit Geschenken, „Piñatas“ und zudem Kuchen, Pizza oder Cola …

An das tägliche Essen, das es sonst gab, musste ich mich gewöhnen. Ich war zwar vorbereitet, dass es viel Reis mit Bohnen, „Gallo Pinto“ geben würde, aber mit so viel hatte ich nicht gerechnet. Interessant war wiederum, dass die meisten aus dem Hogar auch wirklich Gallo Pinto lieber aßen, als zum Beispiel Nudeln, obwohl sie jeden Tag Reis und so gut wie jeden Tag Bohnen bekamen.

…Als ich ankam, dachte ich, dass es dort eine schon vorher gesehene feste Aufgabe für mich gibt, die ich, sobald ich ankomme, anfangen kann. Dass es nicht so ist, war mir schon nach einigen Tagen klar. Das Schwierigste für mich war deswegen, eine Beschäftigung zu finden, die hilfreich ist, die ich ausführen kann und die nicht nur ein einmaliges Helfen für einen Tag ist. Es war das erste Mal für mich, dass ich mir selbständig in einem fremden Land, dessen Sprache ich kaum spreche, in einer anderen Kultur und relativ unbekannten Verhältnissen etwas überlegen musste, was meinen Aufenthalt dort sinnvoll macht. Während der ganzen Zeit war es unglaublich hilfreich, wie freundlich ich von allen aufgenommen wurde, wie sehr mir bei allem Anfang geholfen wurde, besonders beim Spanisch lernen, und wie schnell ich Freunde gefunden habe.

Weihnachten zum ersten Mal nicht zuhause zu verbringen, war auch sehr besonders. Die „große Feier“ fand zum Beispiel am 23. Dezember abends und nicht wie bei uns üblich am 24. statt.

Diese war aber sehr schön! Das Essen war besonders, es wurden Tänze aufgeführt und natürlich gab es auch Geschenke. Am 24. Dezember waren dann nur noch die Kinder da, die dauerhaft im Hogar wohnen, und die, die normalerweise nur tagsüber kommen und zuhause schlafen, haben die nächsten Tage mit ihren Familien verbracht.

Zu Beginn des neuen Jahres wurde auch mein Tagesablauf etwas geregelter. Ich habe immer Montag bis Mittwoch im Englischunterricht geholfen und war donnerstags im Musikunterricht dabei. Schön zu sehen war, dass einigen der großen Jungs der Englischunterricht nicht gereicht hat und sie mich gebeten haben, noch mehr und über den Unterricht hinaus zu erklären.

Anfang Januar machten wir alle zusammen einen großen Ausflug zum Meer machen.

Wir verbrachten einen Tag am Pazifikstrand.Für viele der Kinder war das etwas Einmaliges!

Kurz vor Beginn der Schulzeit bekam ich die Gelegenheit, die Häuser der Familien einiger Kinder, die nur tagsüber im Hogar sind, zu besuchen. Das war eines der Erlebnisse, die mich am meisten beeindruckt haben! Mit wie wenig die Familien dort auskommen, kann man sich kaum vorstellen. Zu acht in einem Haus zu wohnen, das aus einem einzigen Raum besteht, ist keine Besonderheit. Auch haben viele „Häuser“ keine gebauten Wände, sondern nur Planen an Holzstangen befestigt und die wenigsten haben etwas wie einen Boden außer der nackten Erde. Umso beeindruckender ist es, wie glücklich die Kinder sind. Während meines Aufenthalts war ich fast die ganze Zeit von fröhlichen Kindergeräuschen umgeben, und wenn sich unsere Blicke trafen, haben die Kinder mich breit angelächelt. Die Fröhlichkeit der Menschen, denen ich in Nicaragua begegnet bin, ist einer meiner stärksten Eindrücke. …

Als dann Anfang Februar die Schule wieder losging, waren die meisten Kinder von morgens sehr früh bis mittags um zwei Uhr in der Schule. Andere hatten am Nachmittag Schule. Ich hatte deswegen für den Morgen eine neue Beschäftigung gesucht und mit der Schreinerei eine gefunden. Auf dem Gelände des Waisenhauses gibt es eine Schreinerei, in der ein älterer Herr arbeitet und Möbel wie Stühle oder Sofas für den Hogar baut und repariert, aber auch für die Comunidad, die Gemeinde, immer wieder sehr günstig arbeitet…. Nachmittags habe ich weiterhin im Englischunterricht geholfen und konnte auch bei den Hausaufgaben unterstützen.

Ende Februar kam dann der schwere Abschied. Nach drei Monaten habe ich viele neue Freunde gefunden, die ich nun leider schon wieder verlassen musste. Es war eine tolle Erfahrung und auch wenn es nicht immer leicht war, würde ich es auf jeden Fall wieder machen. Vielleicht kommt ja so eine Gelegenheit nochmal…

Gerne vermitteln wir Praktika an Interessierte. Menschen zwischen zwei Lebensphasen, am liebsten mit Ausbildung, aber auch direkt nach dem Schulabschluss, sind uns als Praktikanten herzlich willkommen. Sie haben Kost und Logis im Kinderheim frei, müssen aber für ihre Reisekosten und Versicherung selbst sorgen. Und – es sollte mindestens 3 Monate dauern.

Wir wünschen Ihnen zusammen mit allen Kindern und Mitarbeitern in Nicaragua einen guten Sommer! Vielen Dank für Ihre treue Unterstützung, die all unsere Arbeit erst möglich macht und die so viel bewegt! Bleiben Sie uns treu!