Rundbrief März 2018

Liebe Freundinnen und Freunde,

es gibt gute Neuigkeiten aus Nicaragua: Langsam aber stetig schaffen es unsere Partner, die Finanzlücken, die sich aus der notgedrungenen Minderung unserer monatlichen Überweisung von 18.000 auf 10.000 Dollar seit fast zwei Jahren ergeben, durch andere Spenden, Einsparungen und eigene Einnahmen zu verkleinern. Das Defizit auf dem Konto wird langsam geringer! Carolina Alguera, die Direktorin der Projekte, schreibt uns:

Morgen Vormittag gehen wir auf den Markt von Granada, um im Heim hergestellten Pinolillo zu verkaufen. Am nächsten Markttag in 14 Tagen möchten wir auch noch die restlichen instandgesetzten Fahrräder verkaufen. Dafür brauchen wir aber erst eine offizielle Genehmigung, die jetztige gilt nur für den Verkauf von Pinolillo. Wir versuchen Einkommen zu erwirtschaften, wo immer möglich. Ich bin sehr froh, dass wir diesen Monat nichts leihen mussten, um die Gehälter am Ende des Monats zu bezahlen. Wir werden versuchen, für den Pinolillo das Zertifikat des Ministeriums zu bekommen, dann können wir ihn auch in Supermärkten anbieten.

Pinolillo ist ein beliebtes Getränk in Nicaragua. Es ist ein Pulver bestehend aus Mais, Kakao, Nelken, Zimt und Piment und wird mit Wasser oder Milch angerührt. Es wird im Zufluchtshaus hergestellt. Die Zutaten werden gekauft oder kommen als Naturalspenden ins Heim. Das Foto unten zeigt die Rückseite eines Päckchens Pinolillo. Auf dem Etikett steht frei übersetzt:

Mit Ihrem Kauf unterstützen Sie die geschützte Unterbringung von 70 Mädchen, Jungen und Jugendlichen in gefährdeten Situationen. Kleine Taten können Großes bewirken

Pro Päckchen wird ein Gewinn von 0,54€ erwirtschaftet. Hier erscheint uns das wenig. Aber es erleichert uns sehr, dass unsere Partner in Nicaragua mit ihren eigenen kleinen Projekten Erfolg haben. Auch wir hier müssen uns ständig bemühen, unsere treuen Spender weiter zu erreichen und neue Spender zu gewinnen.

Hier zwei Beispiele, wie wir unseren Überfluss teilen können:

1. Eine uns bekannte Familie veranstaltet immer am 24.12. einen Familienbrunch. Jedes Mal wird gesagt, dass man keine Geschenke mitbringen solle, aber wie üblich wird dann doch einiges geschenkt. Im letzten Jahr wurde Ernst gemacht. Keiner brachte etwas mit, sondern bediente dafür die aufgestellte Spendenkasse. Sage und schreibe 950 € kamen zusammenund bereicherten unser Spendenkonto.

2. Die Realschule Neureut in Karlsruhe unterstützt uns seit Jahren. Die Freundschaftsbrücke Nicaragua ist ihr soziales Schulprojekt. Viele große und kleine Aktionen finden über das Jahr verteilt statt. Hier ein Beispiel einer kleinen Aktion: Im Klassenzimmer einer 8. Klasse steht ein Sparschwein und immer, wenn die Schülerinnen und Schüler ein paar Münzen „übrig“ haben, werfen sie sie hinein. Beim letzten „Schlachten“ des Schweines waren es 23, 65€, die auf unser Spendenkonto flossen. Sic! Kleine Taten können Großes bewirken!

Im Winter war wieder eine Freiwillige im Zufluchtshaus. Elena Eggen berichtet uns:

Am 03.10.2017 machte ich mich auf den Weg nach Nicaragua, ein Land in Mittelamerika, über das ich kaum etwas wusste, außer dass es nach Haiti das zweitärmste Land Lateinamerikas ist und dass dort Spanisch gesprochen wird. Spätabends kam ich am Flughafen in Managua an…

Die ersten Eindrücke der Zustände in der Gemeinde „El Cañon“, in der sich das Heim befindet, waren für mich dann bei Tageslicht doch sehr überwältigend. Die Communidad „El Cañon“ befindet sich etwas außerhalb der Hauptstadt Managua, an einem Berghang und ist aufgrund des (für deutsche Verhältnisse)schlechten Zustands der Straßen nur schwer zugänglich. Vor allem aber haben mich die „Häuser“, der Menschen hier überrascht. Meist sind dies nur einfache Blechhütten, die mit allen möglichen Mitteln, die zur Verfügung standen, einigermaßen witterungsfest gemacht wurden. Direkt vor den Haustüren sammeln sich oftmals Müllberge und dazwischen sieht man Tiere und kleine Kinder spielen. Obwohl ich durch Erzählungen wusste, was mich erwarten würde, ist es doch nochmal etwas ganz anderes, diese Dinge mit seinen eigenen Augen zu sehen. Gleich in meinen ersten Tagen im Heim fegte ein starker Tropensturm über das Land, der zwar bei uns lange nicht so schlimm war wie an der Atlantikküste, dennoch regnete es mehrere Tage ununterbrochen, was auch mehrfach bei uns zu Stromausfällen führte. Während wir uns im Heim in dieser Zeit nach innen ins Trockene verkriechen konnten, hieß das für viele Familien hier im Cañon: irgendwie versuchen, sein Heim trocken zu halten bzw. trocken zu bekommen.

Was mir besonders geholfen hat, mich in den ersten Tagen an die neue Umgebung zu gewöhnen, waren die Kinder und Jugendlichen im Heim, die mich jeden Morgen herzlich begrüßten und mich schnell als einen Teil des Heimes angesehen hatten. Durch die offene und fröhliche Art der Kinder vergisst man schnell, dass jedes der Kinder seine Geschichte mit ins Heim bringt. Im „Hogar Puente de Amistad“ leben Kinder, die in ihrem jungen Leben schon Schlimmes erleben mussten: unter anderem Gewalt, sexuellen Missbrauch, Hunger. Es gibt Kinder, die von ihren Eltern vernach-lässigt wurden oder deren Eltern verstorben sind. Momentan leben an die 40 Kinder zwischen 3 Jahren und 18 Jahren fest im Heim und unter der Woche kommen tagsüber fast nochmal so viele Kinder zur Tagesbetreuung. Nachdem ich den Tagesablauf im Heim kennnengelernt hatte, half ich vor allem morgens den Kleinsten beim Anziehen für die Schule, brachte ihnen das Essen und begleitete sie in die nahegelegene Schule. Die Vormittage verliefen dann meistens ziemlich ruhig. Ich kümmerte mich

dann oft um den Abwasch, half beim Putzen oder in der Küche. Ich hatte im Heim keinen festen Tagesablauf, sondern half einfach dort mit, wo ich gebraucht wurde. In meiner freien Zeit plante ich einige Aktionen wie Freundschaftsbänder basteln, Malen,Gruppenspiele, Pizza, Pfannkuchen

und Weihnachtsplätzchen backen. Ende November beginnen die großen Ferien in Nicaragua, d.h. die Kinder und Jugendlichen sind den ganzen Tag im Heim. Da sie nicht wirklich die Möglichkeit haben,

Ausflüge zu machen, habe ich mir überlegt,mit denKindern etwas Besonderes zu veranstalten, um etwas Abwechslung in ihren Alltag zu bringen. So bin ich mit ihnen in kleinen Gruppe ins Kino, zum Baseball undin einen Wasserpark gegangen. Dank einer großen Spendenaktion in meinem Heimatort, konnte ich dies verwirklichen und den Kindern eine große Freude bereiten. Es war sehr schön, zu sehen, wie familiär

das Verhältnis zwischen den Kindern und den Angestellten hier im Heim ist. Man fühlte sich wirklich wie in einer großen Familie! Das Wohl der Kinder steht hier ganz klar im Vordergrund. So leisten die Leute,

die im Heim arbeiten, Großes. Trotz der schweren Aufgabe, die nicht immer ganz einfachen Kinder im Heim zu betreuen und sich parallel dazu um die eigenen Familien zu kümmern und dabei allen gerecht zu werden,gehen die Erzieherinnen mit den Kindern und Jugendlichen im Heim sehr liebevoll und geduldig um!

Erstaunt, wie schnell die 3 Monate vergangen sind, musste ich mich dann am2. Januar 2018 schweren Herzens von den Kindern und Jugendlichen verabschieden.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich im Heim unglaublich tolle Menschen kennengelernt habe, von denen ich einiges lernen konnte! Ganz besonders beeindruckt hat mich, dass viel gelacht und Spaß gemacht wird, obwohl die Menschen in Nicaragua viele Sorgen und Probleme haben. Außerdem hat mich überrascht, mit wie wenig man hier den Kindern eine Freude machen kann. Auch von mir selbst war ich überrascht, wie sehr ich mich nun über einfache Dinge gefreut habe, wie wenn es z. B. Toast oder Milch zum Frühstück gab. Üblicherweise gibt es im Heim dreimal am Tag „Gallo Pinto“, d.h. Reis mit Bohnen.

Hier habe ich mein Leben in Deutschland schätzen gelernt und begriffen, was für ein Glück ich habe, nicht in Armut aufgewachsen zu sein. Ich würde es wirklich als Glück bezeichnen, denn man kann es sich nun mal nicht aussuchen, in welch eine Welt man hineingeboren wird. Aus diesem Grund finde ich es besonders wichtig, dass man sein Glück mit anderen teilt, die nicht die gleichen Chancen auf ein besseres bzw. gutes Leben haben, wie wir sie in Deutschland haben. Gerade deshalb finde ich es toll, dass es Ehrenamtliche gibt, wie im Verein “Freundschaftsbrücke-Nicaragua e.V.“, die sich u.A. für das Kinderheim “Puente de Amistad“ einsetzen!

Alles in allem war die Zeit im Kinderheim für mich eine sehr lehrreiche und spannende Zeit, die ich so nicht vergessen werde. Ich würde es auf jeden Fall wieder so machen und ich hoffe, dass ich schon bald nochmal nach Nicaragua kann, um das Heim zu besuchen.

Soweit der Bericht von Elena Eggen. Schon ab August bzw. September sind wieder zwei Praktikantinnen vor Ort, um unsere Arbeit zu unterstützen. Wir freuen uns wieder auf lebendige Berichte, die wir Ihnen gerne weitergeben.

Auch Barbara Onahor, die Kommunikationsbeauftragte unseres Vereins, reist ab Ende Juli für 3 Wochen nach Nicaragua, um unsere Projekte und Mitarbeiter vor Ort zu besuchen. Es wird eine Buchprüfung geben und verschiedene Gremien werden zur derzeitigen Situation und zu zukünftigen Vorhaben gehört, um den sinnvollen Einsatz der Spendengelder aus Deutschland zu gewährleisten. Zudem sollen Kontakte zur Gewinnung weiterer Spender und unterstützender Organisationen aufgebaut und gepflegt werden.

Über finanzielle Unterstützung für dortige Direkthilfe während der Reise freut sich der Verein und die Kommunikationsbeauftragte Barbara Onahor. Sie schreibt:

„Es gibt immer sinnvolle und notwendige Anschaffungen vor Ort. Auf diese Weise konnte z.B. bei meinem letzten Besuch einer Mutter geholfen werden, ihre Familie zu ernähren, indem man ihr mit dem Kauf eines großen Waschtisches aus Beton ermöglichte, mit Wäschewaschen Geld zu verdienen. Ein anderes sinnvolles Projekt, das den Kindern im Heim viel Freude machte, war die Anschaffung einer Auswahl an schönen Kinder- und Jugendbüchern, zu denen die Kinder dort sonst keinen Zugang haben. Ebenfalls wurde es von allen fußballspielenden Mädchen und Jungen begeistert aufgenommen, dass feste Sportschuhe gekauft werden konnten. Man kann wegen der beschränkten Gepäckkapazität nur wenig mitnehmen, aber dort kann man fast alles kaufen, wenn man das Geld dazu hat.“

In diesem Zusammenhang hatte eine Unterstützerin die Idee, im Kindergarten und in der Tagesstätte ihres Kindes Plakate aufzuhängen und Spendenkässchen aufzustellen. Ihr und den Verantwortlichen der Einrichtungen, die diese Aktion mittragen, vielen Dank!

Spenden sind willkommen auf das Konto des Vereins: DE94 6605 0101 0001 2416 29 unter dem Stichwort „Reise 2018“. Alle anfallenden Kosten für die Reise übernimmt Frau Onahor selbstverständlich selbst, so wie das bei uns üblich ist. Die Spenden sind ausschließlich zur Unterstützung bedürftiger Menschen vor Ort gedacht.

Wir freuen uns, dass Sie weiter hinter unserer Freundschaftsbrücke stehen und uns unterstützen! Dafür danken wir Ihnen herzlich! Bleiben Sie uns treu!

Mit freundlichen Grüßen

Waltraud Klein-Hanagarth und Barbara Onahor

Spenden sind steuerlich absetzbar. Konto: IBAN: DE946605 0101 0001 2416 29 BIC: KARSDE66

1. Vorsitzende: Dörte Riedel Tel. 07243-9758

2. Vorsitzende: Waltraud Klein-Hanagarth Tel. 0721-463099

3. Schatzmeister: Volker Böttger Tel.: 0721-73773