Rundbrief März 2020

Liebe Freundinnen und Freunde der Freundschaftsbrücke,

zwischen dem letzten und diesem Rundbrief ist viel passiert. Wir hoffen aber, wir konnten Sie über die lokale Presse oder die Einladungsmail zum Vortrag im Kaspar-Hedio-Haus erreichen und auf dem Laufenden halten.

Über den Besuch der Projekte von Barbara Onahor, der sehr erfolgreich verlaufen ist und außerordentlich erlebnisreich war, wird auf der Homepage ausführlich berichtet. Dazu gleich ein Hinweis: Die Homepage ist momentan in Umgestaltung und steht hoffentlich bald in gewohnter Informationsdichte und größerer Aktualität wieder zur Verfügung.

Eine Familie aus unserem Projekt

Viele von Ihnen haben gespendet, damit während dieses Aufenthaltes akut anstehende Maßnahmen ohne langen bürokratischen Vorlauf ergriffen werden können. Barbara Onahor berichtet darüber:„Bei meinen Besuchen bei den Familien des Familienhilfsprogramms habe ich die Mütter gefragt, ob sie Ideen haben, wie sie durch eine Erwerbsaktivität die Situation der Familie verbessern könnten. Der Hintergedanke war, für gut kalkulierte Geschäftsideen eine Anschubfinanzierung zu geben, deklariert als Kredit, um ein nicht zweckgebundenes Ausgeben des Geldes zu verhindern. Zwei Mütter hatten Ideen für einen Essensverkauf vor ihren Häusern, eine andere wollte gebrauchte Kleidung verkaufen, diese Projekte haben wir mit jeweils 100 bzw. 150 Dollar für die Anschaffung von Material unterstützt. Der Erfolg ist unterschiedlich und Carolina wird mir weiterhin davon berichten.“

Natürlich haben alle Mütter Mangel zu beklagen und viele haben um Geld gebeten. Viele Hütten sind in erbarmungswürdigem Zustand, viele Familien haben so gut wie kein „Möbel“, Geschirr oder keine Wäsche. Das Leben findet auf dem Lehmboden statt, in der Regenzeit läuft häufig Wasser in die Häuser. Hygiene und Nahrungszubereitung sind extrem schwierig. Wir würden
gerne einige der ärmsten Familien – besonders im Elendsviertel Cristo Rey bei Tipitapa – über die Lebensmittelsäcke und Schuluniformen hinaus mit dem Nötigsten unterstützen, dafür brauchen wir aber dringend zusätzliche Geldspenden, möglicherweise auch zweckgebunden!“

Außer Hilfen für die Familien wurden mit den Spenden unter anderem zwei dringende Baumaßnahmen im Kinderheim angestoßen: die Befestigung des Lehmweges zum Jungenhaus, der sich bei Regen in einen Bach verwandelt und der Austausch der alten verrotteten Tür am Haus der jüngeren Kinder.
Im Cañon herrscht viel Kriminalität, während Frau Onahors Aufenthalt gab es im Dorf einen Mord und eines Nachts einen Einbruch in die Werkstatt des Heimes. Gut schließende Türen sind deshalb dringend notwendig.

Die politische Lage in Nicaragua, von der hier in den Medien wenig ge-sprochen wird, ist unverändert explosiv. Die freie Meinungsäußerung wird unterdrückt und unsere Mitarbeiter (und wir auch) müssen jedes Wort auf die Goldwaage legen, um das Weiterbestehen der Projekte nicht zu gefährden. So berichtete Carolina Alguera, dass das Eziehungsministerium dem Heim wegen regierungskritischen Kommentaren eines Mitglieds ihrer Familie auf Facebook vorübergehend keine Betrieberlaubnis für 2020 erteilt hatte. Gottseidank konnte sie das Problem lösen!

Aktuell befindet sich Heike Kirsch aus Steinach als Freiwillige im Kinderheim. Frau Kirsch macht aktuell ein Sabbatical von 6 Monaten, davon verbringt sie einen Teil im Heim. Wie den meisten Freiwilligen stellt sich auch ihr das Problem, dass es keine festen Aufgaben für nur vorübergehende Mitarbeiter gibt und jeder sein Einsatzgebiet selbst definieren muss. Aber sie organisiert sich gut und auch die Sprache macht Fortschritte. Hier ein kurzer Abschnitt aus ihrem Zwischenbericht.
“Von Anfang Dezember bis zum 3.2. sind Ferien. Daher ist der Tagesablauf etwas ‚entspannter‘ für die Kinder – im Gegensatz zu dem der Erzieherinnen, denn weder Unterricht noch Hausaufgaben entlasten sie. Deshalb habe auch ich keinen besonderen Aufgabenbereich, sondern helfe, wo es nötig ist. Zudem will ich die Bibliothek ein bisschen auf Vordermann bringen. Sie ist für hiesige Verhältnisse gut bestückt, aber nicht geordnet. Da findet man neben dem Physikbuch ein englisches Bilderbuch und zwischen
Mathematikübungen ein Liederbuch oder ein Theaterstück. Und hierzu braucht es wenigstens keine herausragenden Spanischkenntnisse. …
Mein Fazit zur Halbzeit: Obwohl es an vielen mangelt, haben die Kinder, was sie am nötigsten brauchen: Ein sicheres Zuhause, Betreuer, die trotz eines geringen Gehaltes einen großen Einsatz bringen, denn sie schenken den Kindern Liebe und Zuneigung, eine Chance auf Bildung und genügend zu essen. Das Wohlergehen der Kinder steht IMMER im Vordergrund. Das merkt man überall. Bildung ist das A&O, um dem Armutskreislauf zu entkommen. Deshalb werden die Kinder auch mit 18 nicht vor die Tür gesetzt, sondern ziehen in das Übergangswohnheim, um dort Selbständigkeit zu lernen und eine Ausbildung zu absolvieren.
Das Übergangsheim und die Schulen werde ich dann nach den Ferien besuchen.”

Wir freuen uns auf den ausführlichen Bericht von Heike Kirsch, wenn sie zurück sein wird!

Für uns ist aktuell von hoher Belastung, dass alle Preise rasant steigen und es zunehmend schwierig wird, im Land Spenden zu erzielen, bzw. den Wegfall der Spenden wegen des Ausbleibens von Besuchergruppen aus den USA auszugleichen. Deshalb unsere Bitte an Sie:
Bleiben Sie am Ball, machen Sie Werbung für uns, denken Sie auch an uns, indem Sie z.B. bei Familienfeiern oder Jubiläen für uns sammeln, wie das schon etliche Unterstützer tun!

Die nordamerikanische Organisation OrphaNetwork, die seit vielen Jahren einen großen Anteil der laufenden Kosten des Kinderheims trägt, hat ihren Beitrag um 1500 Dollar monatlich gesenkt. Das reißt natürlich eine erhebliche Lücke in die Finazierung, für die wir nun einen Ausgleich suchen. Sie können sich vorstellen, wie sehr das die nicaraguanischen Freunde in Bedrängnis bringt: Einerseits sollen die Kinder nicht unter Versorgungsengpässen leiden,
andererseits müssen natürlich auch die Gehälter pünktlich bezahlt werden, denn durch die sozio-politische Lage sind die Angestellten umso stärker auf jeden Córdoba angewiesen.

Bei unserer letzten Vereinssitzung im Februar haben wir deshalb beschlossen, dieses Defizit auszugleichen. Allerdings hatten wir im Jahr 2019 schon 4000 Euro mehr Ausgaben als Einnahmen. Gerne geben wir Ihnen einmal die genauen Zahlen für das Jahr 2019 bekannt:

EinnahmenMitgliedsbeiträge und Spenden131.250,05€
AusgabenÜberweisungen nach Nicaragua134.021,92€
Gebühren Sparkasse und Fremdbank 769,73€
Porto 217,67€
Fotokopien und Druckkosten 298,90€
135.308,22€

Die hohen Bankgebühren erklären sich mit den hohen Forderungen der Fremdbank, die bei der Überweisung nach Nicaragua eingeschaltet werden muss. Die Kosten für Porto und Fotokopien ließen sich vermindern, wenn mehr Rundbriefe per Mail oder WhatsApp verschickt werden könnten. Wenn Sie sich das vorstellen können, lassen Sie uns das bitte wissen, gerne
per Mail an barbara_scheffer@yahoo.de oder whanagarth@gmx.net

Neben den Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Kinderheims, ergeben sich Probleme bei der Finanzierung der Schulen. Carolina schreibt dazu:
„… wir (geben) monatlich 8199 Dollar inklusive Sozialabgaben aus. Das ist der normale monatliche Haushalt, d.h. manchmal ist er auch höher, wenn Vertretungsstunden oder auch Vertretungslehrer nötig sind.
Unsere Lehrer haben letztes Jahr keine Gehaltserhöhung bekommen, für die staatlichen Lehrer waren es 9%. Glücklicherweise sind sie sich unserer Schwierigkeiten bewusst und haben Geduld gehabt, aber ich denke, es wäre gut, ihnen, wenn irgend möglich, zumindest jetzt die 9 % des vergangenen Jahres zuzugestehen.“

Dies wollen wir tun, denn wir wissen, dass die Inflation die sowieso schon kleinen Gehälter regelrecht auffrisst. Zudem ist es schwierig, qualifizierte Lehrer und Lehrerinnen zu bekommen. Sie können sich leicht ausrechnen, dass 9% von 8200 Dollar über 700 Dollar monatlich sind.

Bei den Schulen haben wir das zusätzliche Dilemma, dass wir einerseits nicht möchten, dass die Familien Schulgeld bezahlen müssen, andererseits stellen wir den Schulen bisher nur die reinen Gehaltskosten und kein Budget für Nebenkosten und Renovierungen zur Verfügung. Das wollen wir im Zuge der Erhöhung der monatlichen Überweisung ändern, damit auch da das Defizit etwas entspannt wird.

Deshalb werden wir statt 10 000 Dollar 12 500 Dollar monatlich überweisen. Begrenzt ist das zunächst auf ein Jahr, da wir einerseits unseren Partnern Planungssicherheit geben müssen, aber andererseits nicht abschätzen können, wie sich der Spendeneingang entwickeln wird. Bitte helfen Sie mit, dieses Geld aufzubringen, denn die Kinder in Nicaragua und ihre Familien
brauchen uns in der aktuellen Lage der Gesellschaft dort mehr denn je!

Und hier noch ein neues Projekt: In Nagarote, wo sich eine unserer drei Schulen befindet, wollen wir versuchen, in den vorhandenen Klassenräumen nachmittags eine Oberschule (secundaria) zu installieren. Damit kämen wir einem schon seit fünf Jahren geäußerten Elternwunsch nach. Um qualifizierte Lehrer einstellen zu können, müssten wir ausreichend Spender finden, die bereit sind, sich über einen Zeitraum von 4 Jahren zu verpflichten, einen
Oberschüler mit 20 Euro monatlich zu unterstützen. Zwei Familien aus Ettlingen haben sich schon bereiterklärt. Es wäre ein toller Erfolg für die dortige Gemeinde, wenn die Kinder auch über das zwölfte Lebensjahr hinaus einen qualitativ hochwertigen Unterricht bekommen könnten! Auch hier hoffen wir auf Ihre Beteiligung!

Wie es in Nicaragua weitergeht beobachten wir gemischten Gefühlen, aber insgesamt überwiegt die Freude, dass wir zusammen mit Ihnen weiterhin erfolgreich zur Verbesserung der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen in diesem armen Land beitragen können. Wir haben allen Grund, den vielen Gruppen und Einzelpersonen zu danken, die uns im vergangenen Jahr wieder sehr engagiert unterstützt haben, sodass die Projekte in Nicaragua weiterbestehen und sogar weiterentwickelt werden können.

Wir sind immer wieder bewegt über Ihre neue Ideen und Ihre Treue!

Unser nächstes Treffen ist am 25.03. um 19:30 im EffEff in Ettlingen. Neue Mitstreiter sind uns herzlich willkommen. Wenn Sie sich beteiligen wollen, nehmen Sie mit uns Kontakt auf!

Mit freundlichen Grüßen
Barabara Onahor und Waltraud Klein-Hanagarth


Spenden-Konto des Vereins: IBAN: DE94 6605 0101 0001 2416 29 Spenden sind steuerlich absetzbar.


Stiftung zugunsten des Vereins: Christel und Hans Dieter Wolfinger-Stiftung
Konto der Stiftung: IBAN DE62 6665 0085 0008 9223 06 Zustiftungen sind steuerlich absetzbar.


1. VorsitzendeDörte RiedelTel. 07243-9490094
2. VorsitzendeWaltraud Klein-HanagarthTel. 0721-463099
3. SchatzmeisterVolker BöttgerTel. 06351-1462075