Bericht zum Präventionsprogramm , Dezember 2020

Aus dem Bericht der Heimleiterin Cinthya Obregón zum aktuellen Präventionsprogramm für Kinder aus der sehr armen Gemeinde El Canyon:

Eigentlich wollten die Verantwortlichen des Heims mit den 30 Kindern im Präventionsprogramm weiterarbeiten, die schon vor der Schließung daran teilnahmen. Die nordamerikanische Organisation OrphaNetwork, die bisher einen großen Teil der Gehälter im Heim subventionierte und auch Lebensmittel spendete, wird aber erst Anfang 2021 beschließen, ob eine weitere Unterstützung des Heimes erfolgt, die Chancen dafür stehen schlecht, denn die Organisation sieht sich vor allem Heimen verbunden, in denen Kinder dauerhaft leben.

Durch den Mangel an Mitteln haben sich unsere Partner in Nicaragua nun auf die 13 Kinder in den akut schlechtesten Situationen beschränkt. Mit allen anderen Familien sind sie in Kontakt, auch mit den Verantwortlichen für die Kinder, die aus dem Heim in andere Institutionen oder zu ihren Familien zurück gebracht worden sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der größte Teil der Kinder im Präventionsprogramm sich den Tag über in der sehr schlechten Gegend in El Canyon selbst überlassen blieben, die Eltern sind zum Teil Tagelöhnerinnen, z.T. Hausangestellte, die manchmal sogar bei den anderen Familien wohnen müssen und dort ihre Kinder nicht bei sich haben können. Von schlechtem Einfluss und Vorbild älterer Jugendliche, was Drogen- oder Alkoholmissbrauch und Kriminalität bis hin zu Missbrauch sind die Kinder allen möglichen Gefahren ausgesetzt. Dazu kommt, dass sich niemand um ihre Schularbeiten oder ihre Mahlzeiten kümmert, das heißt, die Chancen, gesund aufzuwachsen und irgendwann den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen werden ihnennicht gewährt. Deshalb ist das Präventionsprogramm so wichtig.

Fünf Beispiele für Kinder (aus 2 Familien) im Präventionsprogramm, stellvertretend für die anderen:

Nazario, Jonathan und Blanca (9-11 Jahre alt): Ihre Mutter arbeitet als Hausangestellte von Sonntag bis Freitag, die Kinder bleiben allein in dem Zimmer, das die Familie gemietet hat. Sie verbringen den ganzen Tag auf der Straße und spielen und sind dabei in Gefahr, die Mutter bat uns um Hilfe, denn sie weiß, dass sie großen Risiken ausgesetzt sind, wenn sie ständig alleine bleiben.

Heyling und Israel (12 und 10 Jahre alt): Sie haben ihr ganzes Leben im Heim verbracht. Israel war acht Monate alt, als er ins Heim kam. Seine Mutter war gestorben, als er ein paar Monate alt war. Sein Vater hat nie Verantwortung für die Kinder übernommen. Als das Heim geschlossen wurde, wurden sie ihrer Schwester Julissa übergeben, die hat aber nicht die Möglichkeiten sich um sie zu kümmern. Sie haben dort ein Bett und Kommoden, sie hilft ihnen bei den Hausaufgaben und sorgt für ihr Essen, dennoch gibt es viele Schwierigkeiten. Die große Schwester arbeitet und so sind sie die meiste Zeit sich selbst überlassen. Der Vater äußerte, dass sie nicht weiter in die Schule gehen werden, wenn sie zu ihm kommen, sondern dann aufs Feld zur Arbeit müssen, denn er habe keine Möglichkeit, dies zu finanzieren.

Übersetzt, zusammengefasst und vervollständigt von Barbara Onahor