Hannah Schimpl

Da ich nun schon über einem Monat hier im Kinderheim Puente de Amistad bin, wird es Zeit, meine Erfahrungen, Aufgaben und Eindrücke festzuhalten.

Als ich Mitte März hier eintraf, befanden sich zu dem Zeitpunkt noch zwei Freiwillige (Michaela und Ruth) dort, die mir vieles erklärten und zeigten. Die Kinder und die Betreuer begrüßten mich alle sehr nett und durch den geregelten Tagesablauf fiel es mir sehr leicht, mich in den Alltag einzuleben.

Schnell stellte ich fest, dass es keine spezifischen Aufgaben für mich gibt und dass ich, wenn ich beschäftigt sein will, Eigeninitiative ergreifen muss und mir selbst ein paar Aufgaben organisieren sollte. Auf meine Initiative setze ich mich mit der Heimleiterin Maria José zusammen und wir einigten uns auf einige Aufgabenbereiche für mich.

Inzwischen zählt es zu meinen Aufgaben zweimal die Woche einen Computerkurs zu leiten, eine Gruppe der Hausaufgabenbetreuung zu übernehmen, die Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen und mich besonders um die Jungs zu kümmern, denen ab und zu eine weibliche Bezugsperson fehlt. Des Weiteren setze ich mich mit den Kindern mit Lernschwächen zusammen und übe mit ihnen lesen, schreiben und rechnen. Außer diesen festen Aufgaben macht es mir viel Spaß, mit den Kindern zu basteln, spielen oder spazieren zu gehen.

Die Betreuer sind freundlich, aufgeschlossen und sympathisch, jedoch kommt es leider sehr selten vor, dass sie einem eine Aufgabe zuweisen, um Hilfe bitten oder uns Freiwillige in die Mitarbeiterbesprechungen einbeziehen. Durch die gute Organisation und den strammen Tagesablauf der Kinder habe ich manchmal das Gefühl, nicht wirklich gebraucht zu werden. Ich kann jedoch auch verstehen, dass es unmöglich ist, einer nur für kurze Zeit bleibenden Freiwilligen wichtige Aufgabenbereiche zu geben, denn wenn ich dann wieder gehe, würde ja alles auseinanderfallen.

Ich bin auch sehr froh, noch eine andere Freiwillige – Alica- an meiner Seite zu haben, so habe ich jemanden Gleichaltrigen um mich und eine Person, mit der ich über alles reden kann.

Meiner Meinung nach ist der Betreuer für die Jungen (Carlos) nicht gerade die optimalste Person für sein Aufgabenfeld, er ist oft übertrieben streng und es fehlt ihm an Verständnis für Kinder. Auch die ganzen weiblichen Betreuer haben oft etwas an ihm auszusetzen.

Es ist eine tolle Erfahrung zu sehen, wie schnell die Kinder sich an einen gewöhnen. Morgens und abends begrüße bzw. verabschiede ich die Kleinsten erst einmal mit einer Umarmung, die der ganze Schlafsaal fordert. Die Wochenenden habe ich frei und nutze sie die vielen schönen Orte Nicaraguas kennenzulernen. Ich genieße meinen Aufenthalt hier sehr und danke der Freundschaftsbrücke mir diese Erfahrung zu ermöglichen.