Reisebericht Barbara Onahor im Ettlinger Amtsblatt August 2019

Teil 1

Im Anschluss an ihre Reise im Juli kann Barbara Onahor viele Neuigkeiten berichten. Aufgrund der Fülle an Informationen soll hier zunächst von der Situation im Kinderheim die Rede sein.

Momentan leben 35 Kinder und Jugendliche im Alter von 7-19 Jahren ständig in dem vom Verein unterstützen Heim „Puente de Amistad“, darunter 3 behinderte Jugendliche. Davon sind 12 jüngere Kinder von 7 bis ca 10-11 Jahren und 7 männliche Jugendliche zwischen 12 und 14. Der größte Teil sind junge Mädchen ab 12 Jahren. Dazu kommen ca. 20 Kinder aus sehr armen Familien der Gemeinde zur Tagesbetreuung inklusive Mahlzeiten. Viele dieser Kinder und Jugendlichen sind Opfer von Missbrauch geworden.

Dieser Schwerpunkt wurde auf Wunsch des Familienministeriums geschaffen, wegen besonderen Bedarfs im Land. Die drei Psychologinnen haben alle eine Spezialisierung auf diesem Gebiet. Die Dynamik innnerhalb der Gruppen ist naturgemäß sehr unterschiedlich. Am schwierigsten erscheint die Arbeit mit den jugendlichen Mädchen, die permanent versuchen, ihre Erzieherinnen und Psychologinnen aber auch ihre Mitbewohnerinnen gegeneinander auszuspielen. Jede Gruppe hat 2 jeweils halbwöchig arbeitende Erzieherinnen, die von einer Hilfskraft unterstützt werden. Ebenso wird in der Küche im Schichtbetrieb gearbeitet, mit kräftiger Unterstützung durch die größeren Kinder. Jeweils bei Dienstwechsel findet eine Zusammenkunft zur Übergabe statt. In Anwesenheit der Psychologinnen werden problematische Situationen der vergangenen Tage aufgearbeitet und reflektiert. Dadurch werden auch die Erzieherinnen psychologisch begleitet. Für alle Mitarbeiter des Heimes, einschließlich der Wächter, Feldarbeiter und Köchinnen, finden regelmäßig erzieherische Weiterbildungen statt, um alle zu befähigen, mit den Kindern in ihrer speziellen Situation angemessen umzugehen.

Ihre Eindrücke beschreibt die Kommunikationsbeauftrage des Ettlinger Vereins folgendermaßen: „Schön ist, dass intern viel mehr Aktivitäten angeboten werden. Außerdem hat nun jedes Kind und Jugendlicher sein privates Fach mit Kleidern, persönlichen Dingen und eigene Spielsachen. Das führt zu viel mehr Sorgfalt, sowohl mit Wäsche als auch mit den Spielsachen, von denen selten was draußen liegen bleibt. Außerdem essen die Kinder in ihren jeweiligen Häusern, was für eine viel familiärere Atmosphäre sorgt. Die Kinder fühlen sich geborgen und vermitteln das auch. Sie belagern Besucher nicht mehr, sondern setzen ganz selbstverständlich ihr Spiel fort. Auch ich wurde zwar wohlwollend neugierig aber doch distanziert empfangen. Insgesamt hat das Heim auf mich einen noch positiveren Eindruck gemacht als beim letzten Besuch (bestätigt haben dies Mitglieder einer amerikanischen Gruppe, die schon öfter da waren, und die rumzuführen ich an einem Nachmittag gebeten wurde).

Ich hatte Gelegenheit, auch in die Probleme und Querelen im Heimalltag Einblick zu haben und in die Strategien zum Umgang damit, der mir in jeder Hinsicht angemessen erschien.“